Mit meinen Kurzfilmen habe ich immer versucht zu „verfremden“ als sowohl auch „einzufühlen“. Denn der deutsche Film scheint mir deshalb national, wie international so isoliert, weil stattdessen weite Teile der heutigen Produzentengeneration Brecht falsch verstanden zu haben scheint, eigentlich Sozialpädagogen und Sozialarbeiter werden wollten, und dann von dem Wunderwerk der Filmförderung gehört haben, die ihnen erlaubte ohne großes wirtschaftliches Risiko Filme zu machen und ihre sozialpädagogische Ader an jungen Filmemachern, die eine harte Kindheit hatten, missionieren zu können. An dieser Einstellung gegenüber dem Film leidet der deutsche Film bis heute. Erst jetzt zeigen sich wieder zaghaft Filme, die Film anders betrachten. Ich habe in meinen Kurzfilmen immer schon versucht, die deutschen Filme zu machen., die ich selber gerne im Kino gesehen hätte, die es aber nicht oder nur kaum gab. Dennoch oder gerade deswegen sind dabei einfühlende und zugleich verfremdende Filme entstanden.
Die ersten Super 8 – Filme sind bereits vor meinem ersten Studium entstanden. So habe ich „Zwei amerikanische Geschichten...“ bereits während eines einjährigen USA – Aufenthalts direkt nach dem Abitur gedreht. Die Bilder aber erst zwei Jahre später in eine Rahmenhandlung gesetzt. Dieser USA-Aufenthalt und der Blick von außen auf mein Land, hat mir schon früh gezeigt, dass bis auf wenige Ausnahmen mit dem deutschen Film nach Fassbinders Tod etwas nicht mehr stimmt und das sich dieses Gefühl auch im ganzen Land widerspiegelt. Die nächsten Filme bis „FIRST CUT – oder wo ist der Abspann?!“ sind während meines ersten Studiums der Filmwissenschaft, Publizistik und Germanistik an der FU Berlin entstanden, wobei „FIRST CUT – oder wo ist der Abspann?!“ als Fallbeispiel und praktische Reflexion meiner Magisterarbeit "Film im Film: Exemplarische Analyse des Spielfilms Stardust Memories von Woody Allen im Hinblick auf seine selbstreflexive Thematik" entstanden ist. Auch hier habe ich, wie während meines gesamten Studiums, versucht meine theoretischen Erkenntnisse im praktischen Film zu reflektieren und so auch vice versa.
Die nächsten drei Filme sind im Aufbaustudium Film an der Universität Hamburg entstanden, welches ich direkt nach meinem Magisterabschluß im Fachbereich Regie begann, und wo ein abgeschlossenes Studium im Medienbereich und zusätzlich praktische Filmerfahrung Vorraussetzung waren und sind. Dieses Studium schloss ich 1998/99 erfolgreich mit dem Diplom ab. Aus meinem Abschlussfilm „All About Alice“ sollte mein gleichnamiger Debütfilm werden. Doch trotz des 30-minütigen Abschlussfilms, da Anfangs- und Endszene mit dem Debütfilm identisch sind, und ich so die Anfangsszene des 30ers zeigen, den 90-Minuten Plot pitchen und mit den letzten 8 Minuten des 30ers wieder schließen konnte und so ein halbstündiger visueller Pitch meines Debütfilms entstand, war es nicht möglich den gleichnamigen Langfilm in Deutschland zu realisieren. Meiner Ansicht nach, da er sehr anders gewesen wäre, als die mittlerweile eingefahrene deutsche 08/15-Filmszene und ihrem vornehmlich goutierten versteckt faschistoiden Humor der Schadenfreude, der durch einen von der jüdischen Selbstironie inspirierten Humor, den „All About Alice“ transportierte, sich irgendwie ertappt und entwaffnet gefühlt hätte.
Ich erinnerte mich wieder an
meine Erkenntnis, das mit meinem Heimatland und seinem Film seit etwa Mitte der
80er etwas nicht mehr stimmte, was ihn international isoliert hatte und so
seitdem auch keinen international erstrangigen Preis mehr gewinnen ließ. Ich entwarf
CHUZPE - ein
praktisches Konzept zur Internationalisierung des deutschen Films in zwei Teilen , welches fortan meine
ungewöhnlichen, „undeutschen“ Kinoprojekte flankieren soll. Ich hätte
sicherlich schon vor langer Zeit einen belanglosen Debütfilm drehen können und
danach endlos Soaps und Serien, wie es alle anderen auch müssen. Doch dies ist
nie mein Ziel oder Anspruch gewesen. Ich möchte zu einem anderen deutschen Film
kommen, der in der Welt Trends setzt, Richtungen vorgibt und der immer wieder neu
ist, da er etwas macht, was noch kein Film vor ihm tat. Selbst, wenn ich so
riskieren sollte, kein Fernsehen mehr angeboten zu bekommen. Einer muss sich
schließlich opfern! CHUZPE